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Die Rothenburger Landhege heute

Die Rothenburger Landhege war die Landwehr der Stadt Rothenburg ob der Tauber.

Diese Grenzsicherung wurde vor mehr als 200 Jahren aufgehoben.

Mich hat interessiert, was heute noch von einer mehr als 60 km langen, über Jahrhunderte gepflegten Wallhecke zu sehen ist und habe eine Radtour entlang der Rothenburger Landhege gemacht.

Rothenburger Landhege
Blick entlang der Reste des mittleren Walls der Landhege. Die Gräben beiderseits sind noch mehr als einen Meter tief.

Geschichte der Rothenburger Landhege

Die Rothenburger Landhege war eine Wallhecke, die im Radius von 10 bis 15 km ausserhalb der Stadtmauern das Rothenburger Gebiet umschloß.  Erbaut wurde die sie zwischen 1420 und 1480 auf einer Länge von gut 60 km. Sie ließ nur die Frankenhöhe im Osten von Rothenburg aus.

Wie viele größere Städte Deutschlands (Frankfurt, Aachen, Lübeck, Mühlhausen) baute auch Rothenburg eine solche Landwehr in der frühen Neuzeit aus einer Kombination von Gründen.

Einerseits diente die als Grenze des Herrschaftsgebiets und der Kontrolle des Verkehrs an der Grenze (auch zur Erhebung von Zöllen). Andererseits bot sie Schutz für die Landbevölkerung im umschlossenen Gebiet gegenüber Räubern, anderen Überfällen und Plünderungen.

Die Rothenburger Landwehr war aufwendig konstruiert mit drei Erdwällen, zwischen denen Gräben lagen.

Der innere Wall war etwa 4 m höher als der Graben. Die äußeren Wälle waren mit einer dichten Hecke bepflanzt. Auf dem inneren Wall war ein Reitweg angelegt, auf dem die Hecke kontrolliert werden konnte.

Der Verkehr durch die Landhege war, wie erwähnt, streng kontrolliert. Es gab schmale Passagen – sogenannte Riegel – von denen einige einen Wachturm – sogenannten Landturm – in der Nähe hatten.

Nach dem Dreißigjährigen Krieg verlor Rothenburg an Bedeutung und damit auch die Landhege. Mit dem Ende des alten Reiches 1803 verlor Rothenburg den westlichen Teil seines Gebiets an Württemberg und wurde selbst Teil des Kurfürstentums Bayern.

Die Rothenburger Landhege hatte endgültig ihre Funktion verloren.

Die blaue Linie zeigt den kartierten Verlauf der Landhege.  Die Karte kann gezoomt werden (links click, dann +/- auf der Tastatur). Die Marker sind interaktiv. Ein popup Fenster zeigt ein aktuelles Foto des Orts.

Die Rothenburger Landhege heute

In den letzten 200 Jahren wurde das Gebiet der Landhege intensiv landwirtschaftlich genutzt, die Bevölkerung und die Ortschaften haben sich stark vergrößert und die Landschaft ist durch den Bau einer Vielzahl an Straßen stark verändert worden. Was kann man heute noch an Spuren der Rothenburger Landhege erwarten?

Die Lektüre im Internet zeigt relativ schnell, dass mit dem Lichteler Landturm noch einer der ursprünglich neun Landtürme steht. Es gibt auch mehrere Aussagen, dass Spuren der Landhege über weite Strecken vorhanden sind.

Auf OpenStreetMap ist auch eine Relation “Rothenburger Landhege” verfügbar (link), die vorhandene Segmente der Landhege zeigt.

Hier ist die Lage der Landtürme und Riegel eingezeichnet, die sich relativ einfach auf eine moderne Karte übertragen lässt.

So ausgerüstet habe ich die Positionen der ursprünglichen Landtürme, einige der Riegel und Stellen an der ehemaligen Wallhecke angefahren.

Das Ergebnis war überraschend positiv und Eindrücke sind auf der Karte in den Bildern zu den einzelnen Orten zu sehen.

Von neun Landtürmen stehen noch drei. Von vier weiteren sind Flurnamen, Hinweisschilder und Nachfolgegebäude erhalten. Nur von zweien sind keine Spuren erhalten.

Von den ehemaligen kontrollierten Durchgänge, den Riegeln, sind hingegen keine Spuren vorhanden. Dies läßt sich erklären.

Die Riegel kontrollierten grundsätzlich Wege zwischen Siedlungen innerhalb und außerhalb der Landhege. Die Siedlungen existieren auch heute und die Wege weisen daher eine hohe Kontinuität auf. Sie sind allerdings deutlich ausgebaut worden und sind heute zum größeren Teil breite Landstraßen.

Die Wallhecke ist auf den in der Karte eingezeichneten Abschnitten vorhanden und auch darüber hinaus. Hier gibt es jedoch durchaus Unterschiede: Während einige Stellen normale Feldhecken sind, ist auf anderen die Wallstruktur sehr deutlich erhalten. Teilweise sind zwischen Graben und dem mittleren Wall noch zwei Meter Höhenunterschied vorhanden.

Ein Erklärungsansatz ist das die Landhege ihre Grenzfunktion nie wirklich verloren hat. Gemeindegrenzen basieren auch heute teilweise noch auf ihrem Verlauf. Auf diesen Abschnitten gab es kein großes Interesse, die Wallstruktur zu begradigen und sie hat sich gut erhalten. Alte und neue Grenzsteine sind über weite Strecken am Verlauf der Hecke zu finden.

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Jens

Rothenburger Landhege
Der Landturm in Großharbach

Fazit

Die Rothenburger Landhege hat deutliche Spuren hinterlassen. Folgt man ihrem Verlauf heute, so wird dies sehr deutlich. Neben kilometerlangen Hecken, die heute noch dem Verlauf der Landhege folgen, sind eine Vielzahl weiterer Spuren vorhanden: Grenzsteine, Flurnamen und drei Landtürme.

Rothenburg hat eine der größeren Landwehren gebaut, jedoch sind Spuren von Landwehren in der Umgebung vieler älterer Städten in Deutschland zu finden. Viele Landwehrtürme stehen noch und werden von lokalen Initiativen restauriert. Flurnamen weisen vielerorts auf diese frühneuzeitlichen Anlagen hin.

Es lohnt sich, diesen Spuren nachzugehen.

Quellen
– Verschiedene Wikipedia Artikel

– Thomas Büttner und Gerhard Gabel, Rothenburg ob der Tauber und sein reichsstädtisches Landgebiet, Anliegen Natur, 32. Jahrgang /2008 · Heft 1 – link

– Interkommunales Projekt Rothenburger Landhege – link

– Historische Grenze – Rothenburger Landhege; website – link

– OpenStreetMap, Relation: Rothenburger Landhege (2443962), Autor OF0 – link

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